Eine weitere großartige europäische Hundeausstellung

Beim Verfassen dieser Zeilen ist der tschechische Hundeverband (CMKU) gerade intensiv mit den letzten Vorbereitungen zur FCI European Dog Show 2014 in Brno beschäftigt. Die Zahl der Anmeldungen ist beeindruckend: fast 15.000 Hunde – neben all jenen, die an den Rasseclubhundeausstellungen teilnehmen.

Der CMKU, der bereits 1991 ebenfalls in Brno die europäische Hundeausstellung ausrichtete, ist ein erfahrener Veranstalter. Ich bin mir sicher, dass das Ereignis in besten Händen ist und die FCI-Sektion Europa stolz auf die Ausstellung sein wird, wenn die Ergebnisse vorliegen.

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Jørgen Hindse
Präsident der FCI-Sektion Europa

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Bernard DENIS, France
Honorary Professor, National Veterinary School, Nantes
Ex-member of the FCI Scientific Commission
Translation: J. Mulholland

FOLGEN DER DOMESTIZIERUNG FÜR DIE TIERE

Die Domestizierung hat für Tiere äußerst weitreichende Folgen, die sich auf die Bereiche Morphologie, Anatomie, Physiologie, Psychologie und genetische Struktur konzentrieren. Die eigentliche Domestizierung löst diese Änderungen nur aus, während sich die Ausprägung zu einem Großteil erst wesentlich später vollzieht, wenn sich der Einfluss des Menschen allmählich verstärkt. Dessen ungeachtet ist es üblich, die Änderungen in ihrer Gesamtheit zu betrachten. Einige dieser Auswirkungen werden im Folgenden erörtert.

Morphologische, anatomische und physiologische Folgen

Domestizierte und wilde Tiere unterscheiden sich stark im Hinblick auf ihre Form. Zu Beginn der Domestizierung verringerten sich Größe und Gewicht, während der Knochenbau feiner wurde. Archäologen nutzen diese Merkmale, um die Gebeine wilder und domestizierter Tiere voneinander zu unterscheiden4. Im weiteren Verlauf verringerte oder erhöhte sich die Größe nach Maßgabe von Selektion und Futterqualität. Die Schwankungsspanne ist beträchtlich und reicht beim Hund heutzutage von 600 g bis über 150 kg. Auch Profil und Proportionen variieren erheblich: Nahezu alle Varianten sind in der Spanne zwischen der englischen Bulldogge und dem Whippet zu finden.

Auch die Farbe des Fells variiert stark: Während wilde Tiere generell nur ein einfarbiges Fell aufweisen, ist unter domestizierten Rassen Vielfalt die Regel. Durch Mutationen entstehen zunächst neue Farben, die jedoch aufgrund der natürlichen Selektion wieder verschwinden, weil insbesondere die Artgenossen die Mutanten nicht mehr erkennen. Entsprechend ist bisweilen zu beobachten, dass Eltern ihr Junges töten oder die Fortpflanzung aussetzt, weil das andersartige Fell eine sexuelle Blockade auslöst. In Gefangenschaft erfolgt die natürliche Selektion geordneter: Der Mensch sucht sich für die Fortpflanzung die gegenüber ihm und den Artgenossen geselligsten Tiere aus und kann bestimmte Mutanten gegebenenfalls beschützen und zur Fortpflanzung veranlassen. Im Gegenzug können neue Farben fortbestehen und sich weiterentwickeln. Ein besonders interessantes Beispiel einer Selektion war in Sibirien zu beobachten: Dort wurden Silberfüchse aufgrund ihres Fells in Gefangenschaft gehalten und gezüchtet. Während die ersten Tiere völlig identisch mit ihren wilden Artgenossen waren, entstanden später – als die Tiere für die Fortpflanzung anhand ihrer Geselligkeit ausgewählt wurden – Mutanten mit anderen Farben (insbesondere mit weißer Fleckenmusterung), die dieses Merkmal problemlos weitergeben konnten. Gleiches galt für andere morphologische Besonderheiten (wie die Schwanzhaltung).5

In anatomischer Hinsicht sind typische Änderungen im Gehirn festzustellen. Gegenüber ihren wilden Artgenossen besitzen domestizierte Tiere häufig ein in punkto Gewicht und Volumen kleineres Gehirn. Häufig wird auch der Verdauungsapparat zitiert, der länger wird, derweil domestizierte Fleischfresser zu einem unterentwickelten Kiefer neigen. Physiologisch betrachtet sei lediglich auf die bessere Fortpflanzungsfähigkeit verwiesen, d.h. frühere Geschlechtsreife, erhöhte Fruchtbarkeit, längere Erhaltung der Fortpflanzungsfähigkeit usw.

Psychologische Folgen

Die psychologischen Folgen sind beträchtlich und werden mit dem Begriff „Neotenie“ umschrieben. Bei ihren Beziehungen zum Mensch behalten domestizierte Tiere infantile Verhaltensweisen, die typisch sind für die Beziehung zwischen Mutter und Kind und zwischen Jungtieren. Erklären lässt sich dies dadurch, dass der Züchter – der mit den Tieren bereits im frühen Entwicklungsstadium zusammen ist – nach und nach die Rolle der Mutter als Nahrungsbeschaffer übernimmt und zu dem wird, was Verhaltensforscher als „Übermutter“ bezeichnen.

Auch wenn es nicht immer einfach ist, infantile Verhaltensweisen zu identifizieren, sind bei domestizierten Fleischfressern zwei Paradebeispiele zu beobachten: das Schnurren der Katze und das Spielen des Hundes mit seinem Herrchen.

4 : Entsprechend wird geschätzt, dass der Widerrist der ersten Hunde kaum über 50 cm maß.

5 : BELYAEV, D.K., „Destabilizing selection as a factor in domestication“, Journal of Heredity, 1979, 70, 301-308.